Konzert: Estrons live im Maze
Estrons geben eine energiegeladene Show im Untergrund von Berlin-Kreuzberg: dem Maze Club.
Es ist Sonntag, 18:30 Uhr in einem schäbigen Hinterhof in Kreuzberg. Es regnet. Kein Mensch ist auf den Straße zu sehen. Ich kenne niemanden, der sich an so einem Tag ein Konzert ansehen möchte. Estrons sind gerade mit dem Soundcheck fertig und gehen zum Backstage. Die Nacht zuvor war kurz, sie haben beim Reeperbahn-Festival in Hamburg gespielt. Morgens ging es nach Berlin. Nun sitzen sie in einem Kellerloch und warten auf ihren Auftritt. 20 Tickets wurden vorab verkauft. Zu Hause in Wales warte Familien, Kinder. Frust macht sich breit. Unser vereinbartes Interview droht zu platzen, sie hatten es einfach vergessen. Die Kamera kann ich gleich im Rucksack lassen, Videointerview oder Fotos gehen gar nicht, sagt die Band. Bevor es losgeht will ich schon wieder weg.
Ich bleibe, wir machen das Interview (Nachzuhören: hier) und dann kommt die Show. Im Maze finden sich doch ein paar mehr Leute an, die Stimmung ist gut. Im tiefen Keller unter Berlin sind Wochentage, Wetter und Uhrzeit egal. Estrons betreten die Bühne und geben volles Brett (Videomittschnitt: hier). Es ist laut. Eigentlich zu laut. Doch diese Musik braucht das. Gitarrist Rhodri lässt mit seiner weißen Fender Stratocaster, dem Orange-Verstärker und viel Hall sowie Echos das Maze zu einem übergroßen Kirchenraum anwachsen um dann in bester Clash-Marnier loszuschrammeln. Sängerin Tally erscheint - raw - eine Mischung aus Vamp und Punk. Man sieht Rhodri und Tally eine besondere Beziehung zu dieser Band an, es sind ihre Songs, das ist ihr Leben. Sie kämpfen dafür hart. Im Interview erwähnen sie, dass sie sich hassen und umbringen wollen. Ihre Symbiose auf der Bühne macht klar, warum sie sich miteinander quälen. Auch wenn sie sich die erste Hälfte vom Konzert ignorieren, flippen beide irgendwann völlig aus, springen miteinander umher und driften in ihre Songs ab - das Publikum ist einen halben Meter entfernt und mittendrin dabei.
Am 20. Oktober erscheint das Debütalbum “You say I’m too much, I say you’re not enough”.