Anarchie in Kreuzberg: Baba Zula Live

Baba Zula haben mit ihrem selbsternannten “Oriental Dub” das SO36 in Berlin erobert.

Murat Ertel mit seiner elektronischen Saz

Periklis Tsoukalas mit elektronischer Oud

Periklis Tsoukalas mit elektronischer Oud

Die Halle wird dunkel, Nebel wabert durch die Luft. Murat Ertel betritt in langsamen Schritten die Bühne, seine elektronische Saz umschlungen. Eine kleine Dudelei - weitet sich aus und wird zum Sturm zwischen sphärischen Klängen, Bob Marley und Berghain arbeitet sich die Band durch ihr Repertoire und entführt ihr Publikum auf eine psychedelische Reise durch die Nacht. Stundenlang tanzen sich die die Zuschauer in Trance oder wippen nebeneinander her. Konsequenterweise besteht die Band zur Hälfte aus der Rhythmusgruppe: Neben Schlagzeuger Levent Akman trommelt sich Ümit Adakale an der Darbouka, einer traditionellen türkischen Trommel, die Finger wund. Die beiden Sänger Periklis Tsoukalas und Murat Ertel harmonieren symbiotisch miteinander auf der Bühne: Ob mit Sonnenbrille oder beim Selfieschießen, sie versprühen Spaß und Begeisterung, ohne dabei albern zu wirken, und reißen das Publikum mit Texten und linkspolitischen Aussagen mit.

Die Lieder sind stark in der Türkischen Kultur verwurzelt, doch auf Grund verschiedener Kontroversen in der Türkei zum größten Teil verboten.

Den Höhepunkt erreicht der Abend mit einem Bad der Band im Publikum. Doch während andere Musiker ihre Zuschauer kurz abklatschen, spielen Baba Zula ein Konzert im Konzert inmitten Ihrer Fans, als ob 800 Leute um ein Lagerfeuer sitzen und gemeinsam singen.

Dabei geht es immer ums Gefühl, weniger um Präzision oder technische Perfektion. Die Zuschauer feiern Ihre Stars zum Anfassen frenetisch. Gemeinschaft, Zeitlosigkeit und Zusammengehörigkeit stellen sich schnell ein und so gehen die Zuschauer mit einer neuen Familie heim. Wer oder was das ist? Egal. Dabeisein zählt.


 

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