Camping mit Katie Melua

Eigentlich müsste die Überschrift heißen „Katie Melua live in Berlin“, doch Katie Melua spannt ein Zelt aus Licht über der Bühne und gibt sich ganz nahbar, unverstellt, natürlich.

Neben dem Zelt besteht die Bühnenshow aus Scheinwerfern und ein bisschen Nebel. That’s it! Zum Fotografieren war ich daher zunächst enttäuscht, schließlich kann ich keine spektakulären Bilder vorweisen und die Natürlichkeit hätte ich nur aus direkter Nähe einfangen können, das ging aber leider nicht. Darüberhinaus war vor der Bühne der Sound so leise, dass sich die Zuschauer vom Kameraklick der Kameras gestört fühlen. Doch leise bedeutet auch kein Dröhnen, kein Übersteuern, einfach guter Sound. Und die Zuschauer freut es: Katie Melua erzählt Geschichten aus ihrer Kindheit oder wie Songs entstanden sind und wirkt natürlicher denn je. Während ihrer Erzählungen kann man eine Stecknadel fallen hören, so gebannt lauscht das Publikum Meluas Stimme.

Neben ihrem eigenen Repertoire streut Melua alle drei, vier Songs Coverversionen ein und bringt damit eine angenehme Abwechslung in den Abend. Das Gitarrenriff von „On the Road again“ von Canned Heat drückt fett durch die Boxen, kommt mit ihrer Stimme aber erstaunlich authentisch, obwohl Melua sich sonst von Blues eher fern hält. Janis Joplin ist ebenfalls mit „Kozmic Blues“ vertreten. Eine ganz andere Perspektive auf deren musikalisches Erbe, auch eine faszinierende, bleibt Meluas Stimme doch auch in den höchsten Tönen klar und kann die Töne gefühlt minutenlang halten. Wo andere Sänger/innen verzerren und drücken um Tonhöhen zu erreichen bleibt Meluas Stimme klar und spielend leicht. Spektakulär! Die Zuschauer hält es kaum noch in den Sitzen.

Bei all dieser Natürlichkeit auf der einen und Perfektion auf der anderen Seite habe ich aber auch das Gefühl, ein bisschen mehr Emotion könnte dem Konzert gut tun. Einfach mal durchschnaufen und den Emotionen freien Lauf lassen ist aber leider nicht. Melua bleibt 100% kontrolliert und professionell.

Die Zugabe beginnt mit Melua alleine auf der Bühne mit ihrer Konzertgitarre unter ihrem Lichterzelt. Kitschig, aber schön und näher kommt man einem Konzert am Lagerfeuer mit einem Superstar einfach nicht mehr in diesem Leben. Mit einer Erkenntnis gehe ich nach Hause: Es braucht einfach nicht mehr als etwas Licht und glasklaren Sound für einen großartigen Konzertabend.